Das Meer kennt keine Stille [antikvár]

1 Manchmal frage ich mich, ob es dich wirklich gegeben hat. Ja, Adrian, warst du das, der mich minutenlang nur angeschaut hat, ganz ruhig, mit diesen lächelnden Augen? Die Hände hattest du immer im Nacken verschränkt Du wolltest dein eigener Stuhl sein, hast du immer gesagt, du Spinner. Und die Stimme? War das deine Stimme, die ich immer hören wollte, mit diesem Gefühl, sie würde mich von allem wegtragen? Oder hab ich mir das alles nur eingebildet? Meinen Eltern wäre es sicher nur recht, wenn du nichts als ein Gebilde meiner pu-bertären Phantasie wärst, wie sie es nennen würden. Aber so ist es nicht. Nein. Und selbst wenn, ich ließe es nicht zu. Du hast gesagt, du wolltest mir eine neue Sprache geben. Du hast mir andere Gedanken in den Kopf gesetzt. In der Schule haben sie mich angestaunt deswegen, glaube ich. Und wenn du mich mal abgeholt hast, dann sind sie fast geplatzt vor Neid. Sie wollten immer alles ganz genau wissen: Wie du bist. Wie du schmust. Und ob wir schon zusammen geschlafen haben natürlich. Mein Gott, ich krieg jetzt noch Horror, wenn ich daran denke, wie ich Martha abends mal gefragt habe, ob du bei mir bleiben 7